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DIGITALE GESUNDHEIT SOLL AUSGEBAUT WERDEN

Über die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird seit Jahren gesprochen und geschrieben. Aber was bedeutet dieses Schlagwort eigentlich? Laut der Beratungsgesellschaft EY gilt: „Die elektronische Krankenakte, die Messung von Gesundheitsdaten per App, die Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenhaus über eine Plattform, die Video-Sprechstunde – das sind nur einige Beispiele für digitale Technologien, die derzeit die deutsche Gesundheitswirtschaft umkrempeln. Basis der Digitalisierung sind die medizinischen Daten des Versicherten, die mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnologien zwischen Ärzten und Patienten, aber auch zwischen den einzelnen Leistungserbringern ausgetauscht werden. Die Digitalisierung schafft neue Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten wie die personalisierte Medizin, sie erleichtert die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren des Gesundheitswesens und ermöglicht es dem einzelnen Patienten, seine Gesundheit stärker zu steuern, etwa durch Apps und Informationen im Internet.“


Systematische Auswertung von medizinischen Daten

Ins gleiche Horn stößt das Bundesministerium für Gesundheit: „Die Digitalisierung hat viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und der Wirtschaft bereits stark verändert. Auch für die Gesundheitsversorgung bietet sie große Chancen: nicht nur für schnellere Kommunikation und effizientere Verwaltungsabläufe, für die Abschaffung von Faxnachrichten und Papierformularen, sondern auch für die Bereitstellung von Patientendaten immer dann und dort, wo sie benötigt werden, als Voraussetzung für eine gute und wirksame Behandlung. Die systematische Auswertung von medizinischen Daten verbessert darüber hinaus die Erkennung von Krankheiten, ermöglicht individuell ausgerichtete Therapien und eröffnet neue Heilungschancen. Die Nutzung mobiler Anwendungen birgt neue Chancen für eine selbstbestimmte Rolle der Patienten im Behandlungsablauf und für eine Stärkung der Gesundheitskompetenz.“

Zwei Projekte erproben Versorgung durch Digitalisierung

Damit es in diesem Bereich nun auch endlich vorangeht, fördern der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das höchste Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands, und die Bundesregierung die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Der G-BA hat Gelder für zwei Projekte freigegeben, in der die Versorgung durch Digitalisierung erprobt werden. Jährlich stellen die gesetzlichen Krankenkassen über den Innovationsfonds 200 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesem Geld werden Projekte der praktischen Versorgung und der wissenschaftlichen Erforschung gefördert. Die Fördersumme für praxisbezogene Projekte ist höher und lag in der Vergangenheit zwischen 300.000 und 20 Millionen Euro, während die Spanne bei Projekten der Versorgungsforschung von 180.000 bis 5,6 Millionen Euro reichte.

Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitswesens im Fokus

Im Bundeshaushalt für 2023 mit 22 Milliarden Euro deutlich weniger Gelder für das Bundesgesundheitsministerium vorgesehen als 2022 mit mehr als 64 Milliarden Euro. Aber Bundesfinanzminister Christian Lindner zeigt sich bei Digitalprojekten freigiebiger als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. „So genehmigt Lindner etwa mehr Geld für die Digitalisierung der Gesundheitsämter als ursprünglich von Lauterbach vorgesehen. Plante der Gesundheitsminister in seinem im März vorgelegten Haushaltsentwurf lediglich 50 Millionen Euro für die Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitswesens im kommenden Jahr ein, sind im Entwurf des Bundesfinanzministeriums 157 Millionen Euro für 2023 vorgesehen.“ Das meldet „Handelsblatt Digital Health“. Weiterhin heißt es: „Auch für die Meldesoftware Demis der Gesundheitsämter ist deutlich mehr Geld eingeplant. Wurden in Lauterbachs Haushaltsentwurf noch 1,6 Millionen Euro im kommenden Jahr berechnet, sind es laut Lindners Plan nun stolze zehn Millionen Euro für 2023.“

Nach Angaben des Mediums zeigt sich Maximilian Funke-Kaiser, Berichterstatter für Digital Health der FDP-Bundestagsfraktion, zufrieden mit den eingeplanten Ausgaben. „Mit dem Haushalt 2023 haben wir weitere wesentliche Weichen für die dringend nötige Digitalisierung des Gesundheitswesens stellen können“, sagt er zu Handelsblatt Inside. „Wir schaffen Planungssicherheit für alle Beteiligten, sodass die strukturellen Prozesse forciert angegangen werden können.“

In Deutschland sind viele digitale Anwendungen nur auf dem Papier eingeführt

Das alles ist auch dringend nötig. Denn dass man Deutschland nicht gerade als Vorreiter in der Digitalisierung des Gesundheitswesens bezeichnen kann, zeigte auch eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts (WIP) der Privaten Krankenversicherungen (PKV), über die „Handelsblatt Inside Digital Health“ berichtete. Sie vergleicht das deutsche digitale Gesundheitssystem mit dem von sechs anderen Ländern – mit unerfreulichen Ergebnissen. Die Auswertung ergibt, dass in Deutschland viele digitale Anwendungen auf dem Papier eingeführt sind, in der Praxis hakt es aber noch. Neben Deutschland haben die Studienautoren die Nachbarländer Österreich, Schweiz, Dänemark und Polen analysiert. Estland wurde als Land mit einer mustergültigen E-Health-Struktur einbezogen, Australien ist als außereuropäisches Land vertreten.

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